Warum die Positive Psychologie keine Schönwetterwissenschaft ist!
Die Positive Psychologie kann Krise – und kann mehr als ein wenig auf Stärken schauen und ein bisschen positiv denken. Growth Mindset, Resilienz, PERMA und Positive Leadership sind nur einige Triebe.
In der Pflanzenwelt wird PERMAkultur mit nachhaltiger Landwirtschaft und Gartenbau assoziert. In der Positiven Psychologie sprechen wir von Aufblühen bzw. vom Flourishing. Was sich hinter dem PERMA-Konzept verbirgt, und können Sie in diesem Betrag nachlesen UND im Video anschauen.
Agiles Lernen trifft PERMA – Anfang Februar erreichte mich die frohe Botschaft, dass meine Einreichung bei der Agile Austria 2020 angenommen wurde. Ich freue mich sehr am 29. od. 30.4.2020 in Graz einen Workshop leiten zu dürfen.
Es dürfte sich schon herumgesprochen haben, dass die Positive Psychologie mehr ist als nur an Positives zu denken und Schwächen zu negieren. Im vorliegen Buch von Nico Rose wird deutlich, wie es gelingen kann auf der Personalseite Schwächen zu managen und Stärken zu stärken und auf der ökonomischen-Seite mit wirtschaftlichen Erfolg zu verknüpfen.
„Die meisten Menschen wollen sich vermutlich gar nicht ´arschig´ verhalten.
Sie sehen allerding in Anbetracht der begrenzten Ressourcen ihre Felle davonschwimmen“
Nico Rose (S. 75) geht mit den Auswirkungen der klassischen Betriebswirtschaftslehre kritisch ins Gericht
PERMA als zentrales Konzept der Positiven Psychologie
Zu Beginn werden einige Grundgedanken und Modelle der Positiven Psychologie vorgestellt. Insgesamt ist das Buch sehr übersichtlich gestaltet, und orientiert sich an Seligman´s PERMA-Modell, das sich zu dem zentralen Konzept der Positiven Psychologie mausert. Durch die gelungene Mischung aus kurzweilig dargestellten theoretischen Modellen und Anwendungsbeispielen ist ein Werk sowohl für Theorie- und Praxisinteressierte entstanden. Die Theorieinputs sind verständlich geschrieben und wurden vielfach mit grafischen Darstellungen ergänzt. Für Rose war die Praxisseite von großer Bedeutung, und er hat insgesamt 33 Gespräche mit Experten aus Unternehmen, Beratung und Forschung geführt. Diese in Interviewform abzudrucken, hat dem Buch gut getan, und es noch ein Stück lebendiger gemacht.
PERMA ist ein Akronym und wurde vom Martin Seligman (2011) konzipiert. Hinter diesem Kürzel verstecken sich die fünf Zutaten für das Aufblühen (Flourishing):
Das Ausbleiben von negativen Emotionen und Gefühlen ist zwar hilfreich, jedoch noch nicht ausreichend um ein glückliches Leben zu führen. Das regelmäßige Erleben positiver Emotionen wie Zufriedenheit, Dankbarkeit, Genuss oder Zuneigung ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden. Außerdem: Wer mit Hoffnung und Optimismus in die Zukunft blickt, verbessert mit hoher Wahrscheinlichkeit das tägliche Wohlbefinden.
Hierbei ist das englischsprachige Engagement gemeint, und bezieht sich somit auf das Flow-Erleben. Dieser Begriff geht auf den Psychologen Mihály Csíkszentmihályi zurück, und beschreibt das Gefühl eines „In-der-Tätigkeit-Aufblühens“ oder eines „Schaffens-Rausches“. Wenn Menschen in ihrer Tätigkeit aufgehen, sich für etwas – wie von selbst- engagieren, spricht man vom Flow-Erleben.
Der Flow entsteht meist bei der Bewältigung von Aufgaben, welche hinsichtlich der eigenen Kompetenzen und der zeitlichen Anforderungen im Bereich zwischen Unterforderungen (Langeweile) und Überforderungen (Angst) liegen. Das Flow-Erleben lässt uns aufblühen und erhöht bedeutend unsere Lebenszufriedenheit. Daher sollten Aufgaben entsprechend der Kompetenzen gefunden werden, die weder über- noch unterfordern.
Soziale Interaktion mit anderen ist ein wichtiger Bestandteil für das alltägliche Wohlbefinden. Ein Sprichwort aus dem klinischen Bereich lautet: „Einsamkeit macht depressiv“, und zeigt auf, dass soziale Beziehungen für ein gesundes Leben Grundvoraussetzung sind. Soziale Interaktionen und darauf aufbauende soziale Beziehungen können in der Familie, in Freundschaften, in Gruppen, in Netzwerken oder in Team stattfinden.
Wichtig ist vorerst, dass diese stattfinden. Erst danach stellt sich die Frage nach der Art und Weise. Empathisches Handeln, der Resilienzfaktor Netzwerkorientierung, aktiv konstruktiver Reaktionsstil (ACR), authentisches Feedback oder auch kooperative Teamarbeit auf Augenhöhe sind Begriffe, die zum PERMA-Faktor Relationships dazu gehören. Chris Peterson formulierte passend dazu: „Other people matter“.
Meaning & Purpose(Sinn-Erleben)
Der vierte Faktor des PERMA-Modells bezieht sich auf das Erkennen und Erleben von Sinn. Seligman bezieht sich hierbei vor allem auf das eudaimonsiche Wohlbefinden. Auch bei diesem Faktor sollte man auf eine positive Bilanz achten.
D.h., man sollte das tägliche Handeln so gestalten, dass es den eigenen Werten und Idealen entspricht.
Der fünfte PERMA-Faktor Accomplishment bezieht sich nicht in erster Line auf das Ergebnis eines Prozesses (z.B. Punkte bei einem Test), sondern vielmehr auf den Prozess selbst:
„Ich bin beim Test angetreten“ oder
„Ich habe mich getraut, beim Test anzutreten.“.
Man könnte auch sagen, es geht darum sich des „Weg dorthin“ bewusst zu werden, und die Zielerreichung auch zu zelebrieren, und nicht nur um den „Outcome“.
In anderen Worten: Wenn man eine Aufgabe, ein Projekt geschafft, darf man dies auch feiern – bedingungslos! Nicht nur, wenn dies „sehr gut“ erledigt wurde.[/su_spoiler]
Überblick
Das erste PERMA-Kapitel geht auf die motivierende Wirkung von positiven Emotionen, wie zum Beispiel Optimismus, Dankbarkeit oder Ehrfurcht ein, aber auch auf negative Emotionen. Letztere nicht unter den Tisch zu kehren („Reiß Dich zusammen“), sondern wahrzunehmen und wertschätzend darauf zu reagieren, zeichnet Kollegen mit echtem Mitgefühl aus. Was es mit dem Flow-Erleben und das Ausleben der Charakterstärken auf sich hat, wird im Abschnitt Engagement erläutert. Nach einem „Intermezzo“ über Positive Leadership wird auf die Wichtigkeit von gelungenen Arbeitsbeziehungen hingewiesen. Im Kapitel über Meaning wird ausführlich auf die Unterschiede zwischen sinnvoller und sinnstiftender Arbeit anhand von Modellen und Interviews eingegangen. Danach folgt ein zweites „Intermezzo“ über die kreative Organisation, und die organisationalen Bedingungen der Kreativität. Das fünfte PERMA-Kapitel beschäftigt sich mit dem bewussten Wahrnehmen von vollbrachten Leistungen. Im Schlusskapitel werden die Inhalte nochmals zusammenfassend reflektiert.
„„Anstatt Individualität, Freiheit, Wachstum, Leistung und Konkurrenz müssten Miteinander und Füreinander gefördert werden.
Demgemäß käme es zu einer längst fälligen Neubewertung von Tätigkeiten, die bisher nicht als Arbeit galten:
Das Pflegen von Angehörigen oder Nachbarn, Tätigkeiten für das Gemeinwohl, für die Gesellschaft, Kunst, Kultur und Natur.“
Tatjana Schnell, Prof. in Innsbruck, Autorin des Buches „Psychologie des Lebenssinn.“ in einem der 33 sehr lesenswerten Gesprächen (S. 243 – 248).
Resümee
Wer Arbeit besser gestalten möchte, wird an diesem Buch nur schwer vorbei kommen.
Eine klare Leseempfehlung!
Nico Rose (2019) Arbeit besser machen! Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung. Haufe.
Inspiriert durch einen Aufruf von den Freiräumen in Graz habe ich ein paar Bücher zusammengestellt, die den Büchertisch noch gut ergänzen könnten. Es ist ein kleiner Streifzug von der Positiven Psychologie, Komplexität, Intuition bis hin zum Presencing. Get inspried!
Positive Psychologie & Positive Leadership: Schwächen managen und Stärken stärken!
Die Positive Psychologie ist eine noch relativ junge Disziplin, und hat letztes Jahr ihren 20er gefeiert. Sie wird also langsam erwachsen. Spaß per Seite – Der Erfolg dieses Ansatzes wird mehr und mehr sichtbar, und zeigt sich sowohl in Theorie und Praxis. Hier meine beiden Favoriten:
Das Handbuch von Daniela Blickhahn gilt als eines der Standardwerke der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum. Darin lässt die Autorin ihre zahlreichen Erfahrungen aus Theorie und Praxis einfließen, und stellt Querverweise zu „klassischen“ psychologischen Modellen und Theorien her, und besticht ebenso durch die Breite an Themenbereichen. Von A wie Arbeit bis Z wie Zufriedenheit aus dem Blickwinkel der Positiven Psychologie betrachtet.
Führungsansätze gibt es scheinbar wie Sand am Meer. Auch unter der Bezeichnung „Positive Leadership“ tummelt sich einiges am Markt. Jedoch steckt nicht überall die positive Psychologie drin, wie man meinen könnte. Hier schon! Wer künftig über positive Leadership diskutiert wird um PERMA-Lead(R) nicht herumkommen. Das Buch stellt die Zusammenfassung der Entwicklung eines sowohl wissenschaftlich fundierten als praktikablen Messinstrument sowie darauf aufbauende Praxiserfahrungen dar.
Komplexität & Systemdenken: Weil man komplexe Probleme nicht mit komplizierten Methoden lösen kann
Es dürfte sich herumgesprochen haben, dass man mit Standardwissen und -prozessen, keine komplexen Probleme lösen kann. Komplex und kompliziert ist eben nicht das gleiche.
Es ist kaum zu glauben, dass Senge´s Standardwerk schon über zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Dennoch ist es aktueller denn je. Neben (1) dem Personal Mastery, (2) den Mentale Modellen, (3) der gemeinsamen Visionsbildung, (4) dem Team-Lernen ist für Senge das (5) Systemdenken (Systems-Thinking) die Königsdisziplin – und somit „Die fünfte Disziplin“. Weiters stellt er in seinem Buch zehn Archetypen vor, wie Zusammenhänge erklärt werden können und erweitert werden können. Ebenso interessant ist das „Fieldbook zur fünften Disziplin“, das die Archetypen mit etlichen Beispielen und Übungen aufpeppt.
Obwohl der Titel scheinbar zur Vereinfachung einlädt ist das Gegenteil der Fall. In diesem Arbeitsbuch greift Borgert das Systemdenken von Peter Senge auf, und gestaltet ein Arbeitsbuch zum Nachdenken und Ausprobieren. Wer sich lieber theoretisch mit der Thematik beschäftigen möchte, dem seien Borgerts „Die Irrtümer der Komplexität“ empfohlen.
„Intuition can beat analytical thinking“ ist die Kernaussage in den Thesen Gerd Gigerenzer. Im Vergleich zu Kahnemann meint Gigerenzer, dass wir in unvorhersagbaren Umwelten (VUCA) vor allem smarte Heuristiken und ein gutes Bauchgefühl (eine gute Intution) brauchen. Zur Einstimmung kann man sich seinen frei zugänglichen Artikel „Intuition und Führung“ durchlesen. Gigerenzers Taschenbücher sind durchaus „strandtauglich“, wie z.B. auch „Das Einmaleins der Skepsis“. Die Bücher liegen nicht nur gut in der Hand, sondern sind mit und ohne Statistikkenntnisse gut lesbar.
Selbstorganisation & Beratung: Weil ein Perspektivenwechsel zu wenig ist …
Das Thema Selbstorganisation scheint in aller Munde zu sein. Welche Querverbindungen zu psychologischen Theorien gibt es? Agiles oder doch systemisches Coaching? Funktioniert „klassische“ Unternehmensberatung überhaupt noch? Wie geht´s es den Berater*innen und den Unternehmen? Fragen über Fragen – Hier der Versuch von ein paar Antworten.
Das Buch von Valentin Nowotny besticht durch die Bandbreite der beschrieben agilen Ansätze, die mit psychologischen Konzepten in Beziehung gebracht werden. Besonders interessant macht das Buch die fein säuberlich aufgearbeiteten Denk- und Psychofallen in jedem Kapitel. Zu den 14 Kapiteln zählen unter anderem Scrum, Kanban, Design Thinking, Lean-Start-Ups, VUCA, Selbstorganisation ohne Führung bis hin zur Achilesferse Unternehmenskultur.
Das Buch gliedert sich in drei große Abschnitte – Management, Skalierung und Selbstorganisation sowie Coaching, und betrachtet die agile Welt aus verschiedenen Perspektiven. Besonders sympathisch fand ich den Einstieg, in dem expliziert auf das agile Manifest Bezug genommen wird. Im ersten Abschnitt versucht Kaltenecker Missverständisse zu klären und befasst sich mit Mythen und Realitäten der Selbstorganisation. Im zweiten Abschnitt befasst sich der Autor mit nicht weniger als 44 Fallbeispielen, und den Fragen: Wie gehen verschiedene Unternehmen vor und -vor allem – was lohnt sich? Zum „Drüberstreuen“ wird noch auf die unterschiedlichen Zugänge von agilem und systemischem Coaching eingegangen – Coachingübungen inklusive. Kurzum: Breitgefächert und für jeden etwas dabei.
Der „Philosoph“ unter den Wirtschaftspsychologen und Unternehmensberatern geht im vorliegenden Werk mit sich selbst und der ganzen Branche kritisch ins Gericht. Sehr treffend nennt Markus Väth sein neuestes Werk „Beraterdämmerung“ Er geht davon aus, dass herkömmliche Unternehmensberatung keine Zukunft hat. Unternehmen sollen mit Hilfe von „Organisationscoaching“ zu Empowered Organizations werden. Gute Lesbarkeit und ehrliche Beispiele regen zur Inspiration und zum Weiterdenken an.
Die Einführung von Selbstorganisation hat ihre Höhen und Tiefen. Sehr offen und transparent schreiben Heiler (eigentlich Eigentümer) und Brock (eigentlich Berater) über den gemeinsamen Weg: wie alles begann und wie alles fast gescheitert wäre. Direkte Zitate (nicht nur von den Autoren) machen das Buch lebendig und authentisch – mehr Praxisbezug geht wahrscheinlich nicht.
Listening & Learning: Leading from the emerging future
Brauchen wir (noch mehr) neue Methoden oder müssen wir unsere Einstellungen und Haltungen überdenken? Die Theorie U liefert mit den vier Ebenen des Zuhörens wertvolle Anregungen für die Herausforderungen der Zukunft: Leading from the emerging future!
Das Werk von Otto Scharmer kann sowohl als Modell für das Zuhören (und auch Weghören), als auch als Modell für gelingende Transformationsprozesse gelesen werden. Daraus ergibt sich auch die große Stärke des Modells.
Die vier Ebenen des Zuhörens lassen sich gut mit anderen Kommunikationsmodellen, wie z.B. der gewaltfreien Kommunikation oder den Ich-Botschaften verknüpfen. Die vier Ebenen zeigen auch Hürden auf, die es bis zum Presencing zu überwinden gilt.
Presencing ist ein Kunstwort und setzt sich aus den Silben Presence (Gegenwart) und Sensing (Hinspüren) zusammen. Der Fokus der Aufmerksamkeit liegt in der gegenwärtigen sinnlichen Erfahrung, in der Reflexion während des Handelns.
Gemeinsam mit seiner Kollegin Kathrin Käufer plädiert Scharmer in diesem Fieldbook für einen Wandel „from ego to eco“ bzw. „von Ego zum Öko“. Der Ansatz der Theorie U wird durch Beispiele aus den Bereichen Ökologie, Arbeit, Finanzwirtschaft, Technologie, Management und Leadership illustriert.
Wenn Sie jetzt schon recht neugierig sind, was die Theorie U betrifft, so lassen sich von meinem Blogbeitrag über die Hürden und Entwicklungsmöglichkeiten in der Personalentwicklung inspirieren.
Ich freue mich über Feedback – online und/oder offline, z.B. bei den Freiräumen Graz
Die Positive Psychologie ist eine sehr junge Disziplin. Laut einer Legende entdeckten Mihaly Csikszentmihalyi („Mister Flow“), Martin Seligman und dessen Tochter Nikki im Jahre 1997, dass die Psychologie zwei zentrale Handlungsfeldern vernachlässigt hat: (1) Menschen bei zu einem erfolgreicheren und erfüllten Leben zu verhelfen sowie (2) Talente und Begabungen zu entdecken und zu fördern.
In vielen Gesprächen auf BarCamps und Meetups, auf Netzwerktreffen oder auch im Einzel-Coaching taucht immer wieder der gleiche Gedanke auf: „Ich bin ein wenig unglücklich und unzufrieden mit der aktuellen Situation. Was kann ich tun?“„Sich über das eudaimonische Glückerleben Gedanken machen.“ antworte ich machmal mit einem Augenzwinkern, weil ich die Antwort schon ahne: „Eu-dei-was?“„Eudaimonisches Glückserleben – hier eine kleine Einführung!“
In der Alltagssprache spricht man von Glück, wenn etwas gut gelaufen ist. Im Englischen spricht man von „Luck“ oder im Sport den „lucky Punch“, wenn man in der Nachspielzeit das Siegestor erzielen konnte. Speziell im Sport wird die Glück-Pech-Metapher strapaziert:
„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“
Jürgen „Kobra“ Wegmann, Fußballspieler, 1964
Nur ist in diesem Artikel nicht der dieser Glückbegriff gemeint. Glück ist mehr als die Abwesenheit von Pech. Genauso wie Gesundheit mehr ist als die Abwesenheit von Krankheit. Wir beschäftigen uns hier mit Glück und Wohlbefinden (also im Englischen happiness und well-being). Die positive Psychologie unterscheidet zwischen eudaimonischen und hedonistischen Glück.
Hedonistisches Glückserleben
Der Begriff Hedonismus lässt sich mit Freude oder Vergnügen übersetzen. Das heutige Verständnis von Hedonismus leitet sich von französischen Philosophen ab dem 17. Jahrhundert zurück. Ihre Auffassung von einem guten Leben bestand in einer erfüllten Lustmaximierung. Glück und Wohlbefinden wird dadurch erreicht, wenn die Summe aller positiven Empfindungen größer ist als die der negativen. Wer mit dieser Sichtweise sein Glück feststellen möchte, muss sicherstellen, dass die Lustbilanz positiv ist. Man sollte also mehr positive Erlebnisse (Köstliches Essen, Spaziergang in der Natur, sexuelle Aktivitäten, etc.) als negative Erlebnisse gehabt haben.
Hedonismus ist ein subjektiv Konzept der Lustmaximierung, oder kurz „Spaß haben“.
Eudaimonisches Glückserleben
Der Begriff Eudaimonia setzt sich aus „Eu“ (=gut) und „Daimon“ (=Dämon, Geist) zusammen. In der Eudaimonie versucht man also den eigenen guten Geist auszuleben.
Wurzel der Eudaimonie finden sich bei Aristoteles (Nikomachische Ethik). Die Eudaimonie ist ein objektives Konzept, in dem man mehr gute als schlechte Taten vollbringen sollte. Eine gute Tat ist durch das Ausleben von allgemein anerkannten Tugenden gekennzeichnet. Dies impliziert das Suchen und Streben nach dem objektiv Guten, Richtigen und Sinnvollen, wie z.B. Mitmenschen unterstützen oder etwas zur Gemeinschaft beitragen.
Kernelemente von Eudaimonie sind Authentizität, Sinn, Entwicklung und Exzellenz (Huta, 2016)
Authentizität: bewusstes Handeln im Einklang und in Verbindung mit eigenen Werten und sich selbst. Dazu sollte man sich mit sich selbst und den eigenen inneren Werten auseinandersetzen und sich deren bewusst werden.
Sinn: das große Ganze betrachten, den Lebenssinn und wichtige Ziele verfolgen. Dies impliziert, dass jeder etwas beitragen kann, die Welt und das große Ganze zu verändern.
Exzellenz: Streben nach einer höheren und besseren Qualität des eigenen Verhalten und der eigenen Leistungen. Die Anstrengungen und Bemühungen sind dabei wichtiger als die eigentliche Zielerreichung.
Entwicklung: lebenslanges Lernen, persönliche Entwicklung und Entfaltung eigenen Potentiale. Dies bringt mehr Kompetenz, Wissen, Fähigkeiten, Fortschritt, Leistung und Selbstverwirklichung.
Hedonistisches vs. eudaimonisches Glückserleben
In manchen Studien werden Hedonismus und Eudaimonie noch als Gegensatzpaare betrachtet. Also eine „Entweder-oder“ Definition. Neuere Studien in der positiven Psychologie gehen jedoch von einem komplementären (also einer „sowohl-als auch“) Zusammenhang aus. Wobei die eudaimonische Grundhaltung als hinreichendene jedoch nicht notwendige Bedingung für hedonistisches Glückerleben betrachtet werden kann.
In einer vereinfachten Darstellung kann man von vier Feldern ausgehen. In den Beschreibungen wurden alltagstaugliche Varianten gewählt. Wenn etwas Spaß macht, ist hedonistisches Glückserleben gemeint. Für eudaimonisches Glückerleben wurde Beschreibungen wert- und sinnorientiert gewählt.
Der Weg vom Bullshit-Job zur Berufung führt über das eudaimonische Glückserleben.
Zu guter Letzt: Hedonistisches vs. eudaimonisches Glückserleben auf dem Prüfstand
Ein Forscher*innen-Team rund um Barbara Fredrickson (2013) untersuchten die biologischen Auswirkungen von hedonistischem und eudaimonischem Glückserleben. Sie kontrollierten potenzielle Störfaktoren durch Blutproben bei 80 gesunden Versuchsteilnehmer*innen. Menschen, bei denen das eudaimonischen Glück im Vordergrund stand, hatten ein sehr wirkungsvolles Immunsystem. Menschen mit hohem hedonistischem Glückempfinden hatten hingegen ein schwaches Immunsystem.
Eudaimonisches Glückerleben ist eine wichtige Voraussetzung nicht nur für psychische sondern auch für körperliche Gesundheit.
Dieser Leitspruch und Ratschlag hilft all jenen, die sich mit ihrem eigenen „Perfektionismus“ plagen. Man kann hier zwischen Perfektionismus im psychologischen Sinne und Perfektionsstreben – also Perfektionismus in der Alltagssprache unterscheiden.