Selbstvertrauen bezeichnet das Vertrauen einer Person in ihre eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Urteile. Es ermöglicht, Herausforderungen zu begegnen und Ziele mit Zuversicht zu verfolgen.
Selbstvertrauen Definition
Theorien und Modelle zu Selbstvertrauen
Selbstwirksamkeitstheorie
Albert Banduras Konzept der Selbstwirksamkeit betont den Glauben an die eigene Fähigkeit, spezifische Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Hohe Selbstwirksamkeit fördert Motivation und Leistung, insbesondere im beruflichen Kontext. Bandura identifizierte vier Quellen der Selbstwirksamkeit: eigene Erfolgserlebnisse, stellvertretende Erfahrungen, verbale Überzeugung und physiologische Zustände (Bandura, 1997).
Attributionstheorie
Heinz Heckhausens Attributionstheorie erklärt, dass das Selbstvertrauen von den Ursachen, die Menschen für ihre Erfolge und Misserfolge verantwortlich machen, beeinflusst wird. Interne Attributionen (z.B. „Ich habe hart gearbeitet“) stärken das Selbstvertrauen, während externe Attributionen (z.B. „Es war nur Glück“) es schwächen können
Selbstbestimmungstheorie
Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan unterscheidet zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Sie betont die Bedeutung der Befriedigung der Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit für die Entwicklung von Selbstvertrauen. Im Arbeitskontext führt die Unterstützung dieser Bedürfnisse zu höherem Engagement und Wohlbefinden (Deci & Ryan, 2000).
Positive Psychologie und Charakterstärken
Die Positive Psychologie, vertreten durch Forscher wie Martin Seligman und Christopher Peterson, identifiziert Charakterstärken, die eng mit Selbstvertrauen verbunden sind. Stärken wie Mut, Ausdauer und soziale Intelligenz fördern ein positives Selbstbild und unterstützen die Bewältigung beruflicher Herausforderungen (Peterson & Seligman, 2004).
Aktuelle Studienergebnisse
Einfluss von Selbstvertrauen auf Führungserfolg
Eine Studie von Chemers et al. (2000) untersuchte die Rolle von Selbstvertrauen bei Führungskräften. Die Ergebnisse zeigten, dass Führungskräfte mit hohem Selbstvertrauen effektiver in ihrer Rolle sind, da sie Herausforderungen proaktiv angehen und ihre Teams besser motivieren können.
Studie zur Selbstmitgefühl und Selbstvertrauen
Eine Studie von Neff und Vonk (2009) zeigt, dass Selbstmitgefühl, also die freundliche und verständnisvolle Haltung sich selbst gegenüber, das Selbstvertrauen stärkt. Menschen mit hohem Selbstmitgefühl sind weniger von sozialen Vergleichen abhängig und zeigen mehr Resilienz.
Selbstvertrauen und berufliche Leistung
Stajkovic und Luthans (1998) führten eine Metaanalyse durch, die einen positiven Zusammenhang zwischen Selbstvertrauen und beruflicher Leistung aufzeigte. Mitarbeiter mit höherem Selbstvertrauen erzielten bessere Ergebnisse und waren produktiver.
Selbstvertrauen und Stressbewältigung
Eine Untersuchung von Schwarzer und Hallum (2008) fand heraus, dass Lehrkräfte mit höherem Selbstvertrauen besser mit beruflichem Stress umgehen können. Sie zeigten eine höhere Resilienz und waren weniger anfällig für Burnout.
Forschung zur Rolle von Selbstvertrauen im Beruf
Aktuelle Forschungsergebnisse betonen die Bedeutung von Selbstvertrauen im beruflichen Kontext. Hohe Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen sind mit höherer Arbeitszufriedenheit und besserer Leistung verbunden. Mitarbeiter mit starkem Selbstvertrauen übernehmen eher Führungsrollen und bewältigen Stress besser. (Newen & Vogeley 2012).
Anwendungen im Berufsalltag
Im beruflichen Kontext gibt es verschiedene Ansätze zur Förderung von Selbstvertrauen:
Mentoring-Programme: Erfahrene Kollegen unterstützen weniger erfahrene Mitarbeiter, indem sie Wissen teilen und bei der Entwicklung von Fähigkeiten helfen.
Feedback-Kultur: Konstruktives Feedback hilft Mitarbeitern, ihre Stärken zu erkennen und Entwicklungsbereiche zu identifizieren, was das Selbstvertrauen stärkt.
Kompetenzentwicklung: Durch Fort- und Weiterbildungsangebote können Mitarbeiter ihre Fähigkeiten erweitern und somit ihr Selbstvertrauen in ihre berufliche Kompetenz erhöhen.
Erfolgstagebuch führen: Mitarbeitende können täglich ihre Erfolge und Fortschritte schriftlich festhalten. Dies hilft, Selbstzweifel zu reduzieren und ein stärkeres Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.
Rollenmodelle und Vorbilder nutzen: Die Identifikation mit erfolgreichen Vorbildern kann das eigene Selbstvertrauen stärken. Unternehmen können gezielt Role Models hervorheben, um Mitarbeitenden positive Beispiele für Karriereentwicklung zu bieten.
Körperliche Präsenz und Körpersprache trainieren: Selbstbewusstes Auftreten kann das innere Selbstvertrauen beeinflussen. Workshops oder Coaching zur Verbesserung der Körpersprache, Stimme und nonverbalen Kommunikation helfen Mitarbeitenden, sich sicherer zu fühlen und überzeugender zu wirken.
Verwendete Literatur
Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. Freeman.
Chemers, M. M., Watson, C. B., & May, S. T. (2000). Dispositional affect and leadership effectiveness: A comparison of self-esteem, optimism, and efficacy. Personality and Social Psychology Bulletin, 26(3), 267-277.
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The „what“ and „why“ of goal pursuits: Human needs and the self-determination of behavior. Psychological Inquiry, 11(4), 227-268.
Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.
Neff, K., & Vonk, R. (2009). Self-compassion versus global self-esteem: Two different ways of relating to oneself. Journal of Personality, 77(1), 23-50.
Newen, A., & Vogeley, K. (2012).Menschliches Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Zuschreibung von Einstellungen (Theory of Mind). In: H.Förstl (Ed.),Theory of Mind. Soziologie, Neurobiologie und Psychologie sozialen Verhaltens. Berlin: Springer. 2nd ed. 2012 (1st ed. 2007), 161-180.
Peterson, C., & Seligman, M. E. (2004). Character strengths and virtues: A handbook and classification. Oxford University Press.
Stajkovic, A. D., & Luthans, F. (1998). Self-confidence and work performance: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 124(2), 240-261.
Schwarzer, R., & Hallum, S. (2008). Perceived teacher self-efficacy as a predictor of job stress and burnout: Mediation analyses. Applied Psychology, 57, 152-171.
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