Die Positive Psychologie ist eine sehr junge Disziplin. Laut einer Legende entdeckten Mihaly Csikszentmihalyi („Mister Flow“), Martin Seligman und dessen Tochter Nikki im Jahre 1997, dass die Psychologie zwei zentrale Handlungsfeldern vernachlässigt hat: (1) Menschen bei zu einem erfolgreicheren und erfüllten Leben zu verhelfen sowie (2) Talente und Begabungen zu entdecken und zu fördern.
Danach wurde Seligman Präsident der APA, und er initierte die Entwicklung der Positiven Psychologie im heutigen Sinne. Die Positive Psychologie basiert auf empirischen und evidenzbasierten Erkenntnissen, und versucht diese zugänglich zu machen:
Die Positive Psychologie beschäftigt sich in Forschung und Praxis mit den Bedingungen und (Wechsel-)Wirkungen, die eine optimale Entwicklung von Personen, Gruppen und Organisationen ermöglichen.
Quelle: Gable und Haidt (2005), Linley et al. (2006)
Inhaltsverzeichnis
Aufblühen in einer PERMA-Kultur
Der Begriff Flourishing ist aus der Pflanzenwelt entlehnt, und lässt sich mit „Aufblühen“ übersetzen. Flourishing bezeichnet einen Lebensstil, der bestimmt ist von optimaler Lebensführung, dem Meistern der Lebensaufgaben, von Güte, von persönlichem Wachstum und von Resilienz. Eine Voraussetzung für Flourishing ist, dass man mehr positive als negative Eindrücke und Erfahrungen erlebt.
PERMA ist ein Akronym und wurde vom Martin Seligman (2011) konzipiert. Hinter diesem Kürzel verstecken sich die fünf Zutaten für das Aufblühen (Flourishing):
- P Positive Emotions
- E Engagement
- R Relationships
- M Meaning
- A Accompolishment
Im Folgenden werden die fünfe PERMA-Zutaten näher beschrieben.
Positive Emotions (Positive Emotionen)
Das Ausbleiben von negativen Emotionen und Gefühlen ist zwar hilfreich, jedoch noch nicht ausreichend um ein glückliches Leben zu führen. Das regelmäßige Erleben positiver Emotionen wie Zufriedenheit, Dankbarkeit, Genuss oder Zuneigung ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden. Außerdem: Wer mit Hoffnung und Optimismus in die Zukunft blickt, verbessert mit hoher Wahrscheinlichkeit das tägliche Wohlbefinden.
Engagement (Flow-Erleben)
Hierbei ist das englischsprachige Engagement gemeint, und bezieht sich somit auf das Flow-Erleben. Dieser Begriff geht auf den Psychologen Mihály Csíkszentmihályi zurück, und beschreibt das Gefühl eines „In-der-Tätigkeit-Aufblühens“ oder eines „Schaffens-Rausches“. Wenn Menschen in ihrer Tätigkeit aufgehen, sich für etwas – wie von selbst- engagieren, spricht man vom Flow-Erleben. Der Flow entsteht meist bei der Bewältigung von Aufgaben, welche hinsichtlich der eigenen Kompetenzen und der zeitlichen Anforderungen im Bereich zwischen Unterforderungen (Langeweile) und Überforderungen (Angst) liegen. Das Flow-Erleben lässt uns aufblühen und erhöht bedeutend unsere Lebenszufriedenheit. Daher sollten Aufgaben entsprechend der Kompetenzen gefunden werden, die weder über- noch unterfordern.
Relationships (Soziale Beziehungen)
Soziale Interaktion mit anderen ist ein wichtiger Bestandteil für das alltägliche Wohlbefinden. Ein Sprichwort aus dem klinischen Bereich lautet: „Einsamkeit macht depressiv“, und zeigt auf, dass soziale Beziehungen für ein gesundes Leben Grundvoraussetzung sind. Soziale Interaktionen und darauf aufbauende soziale Beziehungen können in der Familie, in Freundschaften, in Gruppen, in Netzwerken oder in Team stattfinden. Wichtig ist vorerst, dass diese stattfinden. Erst danach stellt sich die Frage nach der Art und Weise. Empathisches Handeln, der Resilienzfaktor Netzwerkorientierung, aktiv konstruktiver Reaktionsstil (ACR), authentisches Feedback oder auch kooperative Teamarbeit auf Augenhöhe sind Begriffe, die zum PERMA-Faktor Relationships dazu gehören. Chris Peterson formulierte passend dazu: „Other people matter“.
Wer die Menschen behandelt wie sie sind, macht sie schlechter.
Wer sie aber behandelt wie sie sein könnten, macht sie besser.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Meaning & Porpuse (Sinn-Erleben)
Der vierte Faktor des PERMA-Modells bezieht sich auf das Erkennen und Erleben von Sinn. Seligman bezieht sich hierbei vor allem auf das eudaimonsiche Wohlbefinden. Auch bei diesem Faktor sollte man auf eine positive Bilanz achten. D.h., man sollte das tägliche Handeln so gestalten, dass es den eigenen Werten und Idealen entspricht. Diesbezüglich möchte ich an dieser Stelle auf das Konzept der Tugenden und Charakterstärken verweisen. Diese sind geprägt von einer vorbildlichen Grundhaltung (Einstellung), welche allgemein anerkannt sind.
Accomplishment (Vollendung)
Der fünfte PERMA-Faktor Accomplishment bezieht sich nicht in erster Line auf das Ergebnis eines Prozesses (z.B. Punkte bei einem Test), sondern vielmehr auf den Prozess selbst „Ich bin beim Test angetreten“ oder „Ich habe mich getraut, beim Test anzutreten.“. Man könnte auch sagen, es geht darum sich des „Weg dorthin“ bewusst zu werden, und die Zielerreichung auch zu zelebrieren, und nicht nur um den „Outcome“.
In anderen Worten:
Wenn man eine Aufgabe, ein Projekt geschafft, darf man dies auch feiern – bedingungslos!
Nicht nur, wenn dies „sehr gut“ erledigt wurde.
PS: Mein Rezensions-Exemplar ist gekommen, und es entspricht total den Erwartungen. Eine ausführliche Rezension folgt in Bälde:
Schon nach dem ersten Durchblättern und hineinschmöckern lässt sich sagen: Wissenschaftlich fundiert, evidenzbasiert und sehr praxisnah – und ist daher für Anfänger und Fortgeschrittene absolut zu empfehlen.
Prädikat: Absolute Kaufempfehlung!